Für jeden der in die Selbstständigkeit startet stellt sich zu Beginn oft die Frage: Was kann ich für meine Leistung verlangen? Die Frage lässt sich leider nicht so einfach mit einem Satz beantworten, aber in diesem Artikel gebe ich dir Anhaltspunkte, wie du deinen Preis bestimmen kannst.
Schau dir auch gleich mein Video zum Thema Preisgestaltung an:
Die eigenen Kosten decken
Als allerersten Anhaltspunkt gilt: Decke deine Kosten. Deine Einnahmen müssen unbedingt deine Kosten für dein Unternehmen, sowie natürlich auch deine privaten Fixkosten decken.
Kosten in der Selbstständigkeit
Im Online-Bereich sind die Kosten grundsätzlich geringer als in anderen Branchen, wo zum Beispiel Kosten für spezielle Maschinen, die Anmietung von einem Geschäftslokal oder einer Lagerhalle anfallen. Jedoch sollte man seine Kosten von Beginn an gut kalkulieren. Dabei hilft auch ein kleiner Finanzierungsplan.
Schreibe dir all deine Kosten zusammen, die du als Unternehmer in deinem ersten Jahr hast. Als Webdesigner oder auch in anderen ähnlichen Online-Zweigen betrifft das unter anderem dein Arbeitsgerät – also zumindest ein Computer oder ein Laptop, evtl. ein bisschen Hardware wie externe Festplatten für Backups, Kosten für den Internetanschluss, Strom, eventuelle Reparaturen, etc. Dazu kommen dann noch Lizenzgebühren für benötigte Software. Vor allem diesen Bereich habe ich anfangs etwas unterschätzt, da hier mehrere kleine Beträge in Summe schon einen großen Kostenfaktor ausmachen. Als Webdesigner sind das zB. Lizenzkosten für die Adobe Creative Suite (Photoshop, Illustrator, etc.), evtl. ein Cloud-Services oder Software, die du für deine Kunden benötigst (zB. bestimmte Lizenzkosten für Premium WordPress Plugins). Hier können aber auch noch je nach deiner Diensleistung viele weitere Kosten für Online-Tools hinzukommen. Daher wäre es ratsam, die eine Liste all deiner benötigten Tools samt monatlichen Kosten zusammenzuschreiben.
Was hier noch dazu kommt sind weitere anfallende Kosten für dein Gewerbe. Neben der Anmeldegebühren fallen dann auch laufende jährliche Kosten (in Österreich zB. Grundumlage) an. Vermutlich brauchst du auch einen Steuerberater, dessen Honorarnoten auch bezahlt werden müssen. Weiters brauchst du zumindest eine Haftpflichtversicherung für dein Gewerbe. Speziell für die IT und Online-Branche gibt’s dann noch weitere spezielle Rechtschutzversicherungen. Da ich öfters auch von unterwegs aus arbeite, habe ich auch meinen Laptop versichert. Hier sollte man sich früh genug Angebote einholen, um auch auf diese Kosten in der Planung nicht zu vergessen.
Private Kosten
So wie du auch als Angestellter mit deinem Gehalt deine privaten Kosten decken musst, muss das auch mit deinen Einnahmen in der Selbstständigkeit erfolgen, daher sollte man auch seine privaten monatlichen Kosten im Überblick haben. Darunter fällt vor allem Miete oder evtl. laufende Kredite, KFZ-Kosten, Haushaltskosten, Transport, Kleidung und und und. Dazu kommen dann noch Kosten für deine Freizeit wie zB. Urlaub/Reisen, Hobbies, etc. hinzu.
Wenn du nun all deine unternehmerischen und privaten Kosten zusammenrechnest, ist das der Betrag, den du (abzüglich Kosten für Einkommensteuer und Sozialversicherung) minimal verdienen musst, um deine Kosten zu decken. Damit kannst du dir nun einen Mindest-Stundenlohn berechnen, den du einnehmen musst.
Einkommensteuer und Sozialversicherung
Zu diesen Kosten die du für dich und dein Unternehmen decken musst, kommen nun noch die Einkommensteuer und Sozialversicherung hinzu. Diese beiden Faktoren darf man nie außer Acht lassen! Für Sozialversicherung und Einkommensteuer in Österreich gibt es hier einen guten Rechner, damit du schon mal kalkulieren kannst, welche Kosten da auf dich zukommen:
Achtung:
Nicht jede Arbeitsstunde wird in der Selbstständigkeit bezahlt!
Wenn man es mit einem Angestelltenverhältnis vergleicht, musst du einen sehr viel höheren Stundenlohn kalkulieren. Warum? Weil nicht deine komplette Arbeitszeit bezahlt wird! Die Zeit, in der du Kundenakquise betreibst, Angebote oder Rechnungen schreibst, deine eigene Webseite aktualisierst oder vielleicht deine Buchhaltung machst, zählt nicht zu deiner aktiven Arbeitszeit, in der du an einem Kundenprojekt arbeitest und wird somit nicht bezahlt. Ebenso hast du auch keinen bezahlten Urlaub oder Krankenstand. All diese Zeiten muss jeder für sich herunterbrechen und in seinen Stundensatz miteinrechnen. Das ist der Grund, warum die Stundensätze von Selbstständigen viel höher sind als der Stundenlohn eines Angestellten.
Am Mitbewerb orientieren oder lieber doch nicht?
Anfangs machen viele neue Selbstständige den Fehler, dass sie ihre Preise am Mitbewerb messen und angleichen. Ich finde, das ist zwar ein guter Orientierungspunkt, damit man den Markt und das Angebot beobachtet, aber dennoch sollte man seine Preise für sich selbst und seine Zielgruppe definieren. Denn jedes Unternehmen hat unterschiedliche Faktoren und lassen sich somit auch schwer vergleichen. Manche haben mehrere Mitarbeiter und somit mehr Kosten, manche arbeiten nur nebenbei neben dem Studium und können somit auch weniger verlangen. Manche haben mehr Erfahrung, manche weniger. Auch die Qualität der Leistung wird sehr unterschiedlich sein.
Es wird immer jemanden geben, der es günstiger anbietet!
Deswegen kann ich es nicht empfehlen, sich am Mitbewerb zu messen. Definiere deine Preise lieber anhand deiner eigenen Kosten und dem Wert und der Qualität, die deine Kunden von dir bekommen.
Es wird nicht nur eine Leistung verkauft, sondern ein Wert
Welchen Wert bekommen deine Kunden, wenn sie deine Leistung in Anspruch nehmen? Eine Webseite ist für ein Unternehmen immer eine Investition – mit der Webseite als Marketinginstrument lässt sich der Umsatz steigern. Daher sollte in deine Preisgestaltung auch miteinbezogen werden, welchen Wert und Qualität deine Kunden von dir erhalten. Hast du schon mehrere Jahre Erfahrung und einiges an Wissen aufgebaut oder stehst du ganz am Anfang? Je nachdem kannst du deinen Preis auch daran anpassen. Du hast vielleicht selbst viel Geld für Ausbildungen gezahlt oder mit deiner Zeit zum Sammeln des Wissens bezahlt – dieses Know-How solltest du in der Preisgestaltung ebenso beachten.
Ich hoffe, der Artikel hilft dir, deine Preise in der Selbstständigkeit zu kalkulieren. Wenn du zu diesem Thema Fragen dazu hast, kannst du gerne unten einen Kommentar hinterlassen!